Wir stehen noch auf der französischen Seite des Ärmelkanals, auf dem Parkplatz der Fähre in Dunkerque. Samstag Abend sind wir hier angekommen und haben uns nach einem freien Platz für die
Überfahrt erkundigt. "Wenn sie in 5 Minuten reinfahren können..." - Äh, immer mit der Ruhe, so eilig haben wir´s dann doch nicht. Wird ja wohl morgen auch noch eine fahren! "Klar, aber schon
voll. Montag sehr teuer. Dienstag sehr günstig!" Passt! Nehmen wir!
Wir beschließen, gleich hier stehen zu bleiben, sehen die Fähren kommen und gehen, Autokolonnen, die im Bauch des Schiffes verschwinden, unterhalten uns mit anderen Wartenden... und haben Zeit, z.B. mal ein Buch zu lesen, einfach den halben Tag zu verschlafen, Fragen zu googlen, die sich angesammelt haben oder endlich einen Blick in den England-Womo-Führer zu werfen...
Eine kurze schlaflose Nacht, 4 Uhr einchecken, 6 Uhr am Bord fahren, zwei Stunden durch die Fähre geistern und dann von Bord in eine andere Welt.
Die erste Fahrt auf englischem Boden war zwar nur kurz, bis zu einem Parkplatz an der Promenade in Dover, sie erforderte aber höchste Konzentration, denn hier ist: ALLES ANDERS! Fahren auf der "falschen" Seite, nicht km/h sonder Meilen/h, das hiesige 30 ist unser 50, "falschrum" in den Kreisverkehr. Parken, geschafft! Heil das erste Ziel erreicht. Es ist zwei Stunden nach der Abfahrt um 6 Uhr in Dunkerque, also 8 Uhr. Nein, es ist 7 Uhr, denn auch die Uhr geht "falsch"! Gegenüber gibt es Frühstück, gut erst mal Kaffee oder Cappuccino mit Marmeladenbrot oder Croissant. Falsch! Orangensaft, Spiegelei, gebratene Scheibe Schinken, Bratwurst und Bohnen!
All dieses "Anders" und "falschherum" fordert seinen Tribut. Die Akkus sind leer, ich brauch dringend Schlaf.
Eine knappe Stunde später (wenigstens das ist gleich: eine Std. = 60 Min): Schon besser, doch wir können hier ja nicht ewig stehenbleiben (wieso? nein nein nein, ich will hier nicht weg, ich bleib hier stehen, ich will nicht wieder in das ganze "falschherum"!).
Also los! Aber wohin? Erst mal Richtung Sandwich.
Links bleiben, links fahren, immer mit deinem Außenspiegel am Straßenrand entlang, links fahren, andersherum in den Kreisverkehr, abbiegen auf die für dich "falsche" Fahrbahn, links fahren, links fahren, links fahren. Es wird zu einem Mantra! Hinzu kommen: Gopferdamihuäresiächleckmeramfüdli enge Straßen. Höchste Konzentration und doch nicht verkrampfen, locker bleiben. Links fahren, locker bleiben, konzentrieren, links fahren, locker bleiben, konzentrieren, linkslockerkonzentriertfahrenbleiben... Schluss!!! Ich lass gleich ganz locker Einen konzentriert fahren!
Die Rettung! Parkplatz am Dover Patrol Denkmal über den Klippen, den weißen, inkl. Tearoom und Aussicht bis nach Frankreich (da wo alles richtig herum ist), zumindest bei klarem Wetter. Ach ja, Wetter! Auch falsch!!! Es nieselregnettrockentröpfelt, egal, abwarten und Tee trinken!
Ja, ja, alles o.k., sind bloß etwas geschafft. Haben wir wohl unterschätzt dieses England.
Das Fahren ist die eine Sache. Nicht nur der Linksverkehr, die Straßen kommen uns hier eindeutig schmaler vor! Manche extrem schmal! Und die Büsche und Hecken schneidet hier auch keiner! (Da müsste mal die Imster Mähtruppe anrücken!) Könnten ja ein Buschmesser am linken Außenspiegel anbringen - oder wir klappen ihn einfach ein, brauchen wir hier eh nicht! Wir versuchen es erst mal in kleinen Häppchen. Mehr als 30 km am Stück haben wir noch nicht geschafft. Die Infrastruktur für Womos ist die andere Sache. Wie´s aussieht ist das Parken und Entsorgen nicht so ganz einfach. Einfach ins Blaue fahren läuft hier erst mal nicht. Immer schön vorher schon den nächsten Stellplatz googlen (hilfreiche Seiten gibt es immerhin).
Wir waren inzwischen in Canterbury (nettes Städtchen!), einem entzückenden Dörfchen namens Chilham und am Meer in der Nähe von Whitstable, wo wir uns einfach an den Parkstreifen am Deich platziert haben. "Steht da weiter drüben ein Schild?" (echt schwer zu erkennen!) - "Kann sein, kann ich nicht lesen von hier aus, eigentlich will ich´s auch gar nicht wissen..."
Am nächsten Tag überlegen wir, noch eine Nacht hier zu bleiben. "Willst du dir nicht doch das Schild mal ansehen?" - "Tja, Gewichtsbeschränkung 1,5 t und max. Parkdauer 12 Stunden!" Immerhin, es hat uns trotzdem keiner aus dem Schlaf gerissen in der Nacht, sind doch eh nett die Engländer! Auf dem Schotterplatz zwischen Deich und Straße ein Stückchen weiter ist kein Schild. Da haben wir dann die nächste Nacht verbracht - und wurden morgens von Spaziergängern mit einem freundlichen "Good Morning, and welcome" begrüßt.
Im Moment stehen wir auf dem Parkplatz von Bluewater (Riesen-Mega-Shopping-Center) in der Nähe von London. Nicht dass uns so ein Shopping-Center wirklich anziehen würde! Uns lockt die Aussicht auf Kaffee-Nachschub, morgen soll ein N-Shop hier aufmachen. Klar, in London gibt´s die auch. Das Stadtgewusel heben wir uns aber lieber für den Rückweg auf. Jetzt ist uns eher nach Countryside...
Im neu eröffneten N-Shop im Bluewater-Center haben wir ausgiebig neue Sorten getestet und unsere Vorräte aufgefüllt. Der anwesende Fotograf hat übrigens ständig uns fotografiert - die einzigen Touristen hier - "because of the coulours" (waren ziemlich bunt angezogen).
So, und jetzt müssen wir irgendwie über die Themse-Mündung östlich von London. Ist da eine Brücke, oder ein Tunnel (kann man auf der Karte nicht erkennen). Das Navi meldet was von Maut, na ja, werden wir ja sehen. Aber nachdem Armin irgendwann mal was von ständigen Staus in einem Tunnel aufgeschnappt hat überlegen wir, ob das grade die richtige Zeit ist um das anzugehen (halb 6 - sicher viel los jetzt). Wenn wir schon warten können wir uns das auch nochmal genauer ansehen (war eine gute Idee!). Im Internet finden wir eine offizielle Seite über "Dartford Crossing" (in Richtung Norden ein Tunnel, Richtung Süden eine Brücke). Anscheinend sind die Mauthäuschen seit Anfang des Jahres abgeschafft. Und wie zahlt man dann?? ON-LINE natürlich! Es geht übrigens um 2,50 Pfund!! Anscheinend kann man auch in bestimmten Shops ein Ticket kaufen. Wir suchen den nächstgelegenen raus (in Dartford gibt´s mehrere) und fahren hin ... und werden gleich zum nächsten weitergeschickt. Endlich bekommen wir unseren Mautschein (das Autokennzeichen wird gespeichert und von Kameras im Tunnel gelesen). Am Tunnel selbst steht übrigens nicht wirklich eine (für uns) erkennbare Info, dass hier Maut zu zahlen ist. Wenn nicht innerhalb 24 Std. bezahlt wird, gibt´s prompt die hier übliche Strafe von 60 Pfund (steht nur im Internet!).
Inzwischen ist es fast 20 Uhr und wir sind auf der anderen Seite der Themse. Eigentlich wollten wir heute noch ein Stück weiterkommen, nach gut einer Stunde fängt es aber schon an zu dämmern. Also gut, da ist eine Raststätte mit Parkplatz! Wir bleiben hier und zahlen dafür 26 Pfund (immerhin mit Voucher - o.k. dann gibt´s heute mal Chicken von KFC). Wie schon erwähnt, man sollte planen! Noch besser planen! We are not amused...
Alles nochmal auf Anfang! Die weniger angenehmen Erlebnisse werden abgehakt und wir drücken die Reset-Taste! Neustart! Wir beschließen, uns erst mal mehr an unserem England-Womo-Führer zu orientieren und peilen einen Stellplatz an der Ostküste südlich von Boston an (The Wash). Das Fahren ist inzwischen schon viel entspannter und wir können dabei jetzt auch immer öfter einen Blick auf die Landschaft werfen. Es gibt übrigens auch breitere Straßen - haben uns wohl für die ersten Tage die engsten Ecken ausgesucht! Nach einem Bummel in Ely (in der Kathedrale wurde grade für einen Film gedreht - wahrscheinlich eine romantische Hochzeit in einem Rosamunde-Film...) kommen wir an einem wirklich zauberhaften Ort an! Ein Parkplatz umgeben von Marschwiesen mit Schafen und Kühen! Armin ist entzückt :) - "So hab ich mir das vorgestellt!!"
Der Parkplatz gehört zu einem Besucher-Häuschen von RSPB - einer Vogelschutz-Organisation, die Besucher sind also vor allem Vogelbeobachter, alle mit Fernglas und (richtigen!) Kameras ausgestattet.
Nach einer ruhigen Nacht packen wir endlich wieder mal unsere Räder aus. Auf dem Deich radeln wir gemütlich bis zur nahen Küste, genießen die Ruhe hier, die angenehm warme Sonne und herrliche Ausblicke. Wie uns ein netter älterer Herr erklärt liegt gegenüber die Küste von Norfolk, wo sich der Sommersitz der Queen befindet.
By the way, habe ich schon erwähnt, wie nett und freundlich viele Engländer sind? Immer wenn wir uns hier mal etwas unwohl fühlten oder ein leichter Anflug von Frust aufkam, erreichte uns postwendend irgendwoher eine nette Begrüßung, ein Lächeln oder das Angebot zu helfen (auf einem Parkplatz in Ely haben gleich mehrere Passanten überlegt, wo wir unser Mobil am besten abstellen könnten). Sie haben uns in dieser ersten anstrengenden Englandwoche bei Laune gehalten!
...haben wir nun schon öfter gesehen, vor allem auf Kanälen in Deutschland und Belgien. Am Kanal in Thorne liegen besonders viele, hier gibt es sie "for sale" in den unterschiedlichsten Größen und Ausführungen. Mal hinschauen? Würde uns schon interessieren, mal eines von innen zu sehen! Stan erzählt uns einiges über diese Boote, ursprünglich für den Transport diverser Güter auf dem Wasserweg gebaut, heute als Hausboote mit fester Anlegestelle oder mobile Urlaubsboote - eigentlich wie ein Wohnmobil auf dem Wasser (die Preise für diese Boote sind übrigens ähnlich wie für Womos). Es gibt auch eigene Zeitungen und Zeitschriften für "waterway users", Stan drückt uns gleich ein paar Exemplare in die Hand, zum Reinschnuppern. Kann man damit auch auf´s Meer? Leider nein, sie würden bei der ersten Welle umkippen (unten flach). Das veranlasst Armin natürlich sofort darüber nachzudenken, wie man solche Boote mit variabler Meerestauglichkeit in Form eines bei Bedarf ausklappbaren Kieles ausstatten könnte... oder mit seitlich ausklappbaren Auslegern... oder...
Wir dürfen ein traditionelles Narrow Boats von innen ansehen. Sehr gemütlich! Könnten wir uns auch gut vorstellen! Ein anderes wurde als Coffee-Boat genutzt - mit kleiner Bar innen und Coffee-to-go-Fenster nach draußen. Aha... könnten wir uns auch gut vorstellen... und noch einiges mehr...
Ja natürlich, zwischendurch Kultur ........ - in diesem Fall "Fountains Abbey" in Yorkshire, eine gut erhaltene Klosterruine in malerischer Umgebung mit Wasserläufen und großem Park. So groß, dass wir den ganzen Nachmittag dort verbracht haben. Von den Kunstwerken der Natur war wir allerdings mindestens genauso beeindruckt wie von den alten Gemäuern! Wir haben uns bei der Gelegenheit auch für eine Jahresmitgliedschaft beim National Trust entschieden. Dieser sichert den Erhalt besonderer Landschaften und Kulturgüter, unter anderem dadurch, dass der Trust sie aufkauft. In der Satzung ist festgeschrieben, dass die einmal erworbenen Gebiete oder Gebäude nicht wieder verkauft werden dürfen. Für uns waren allerdings dann doch etwas weniger hehre Ziele der Grund für eine Mitgliedschaft. Freier Eintritt und Parken (leider "no overnight parking") bei den Sehenswürdigkeiten. Bei mind. 10 Pfund pro Nase sind die 100 Pfund für beide rasch wieder drin. Die Mitgliedsausweise werden passenderweise an unsere Heimatadresse geschickt. Die muss wohl Prinz Charles persönlich unterschreiben ;-) ! Für unseren jetzigen Aufenthalt haben wir aber eine "Admission card for overseas visitors" bekommen, mit Gültigkeit bis Jahresende, das wird reichen...
Mitten in den fast menschenleeren Hügeln von North Yorkshire würde man wohl kein Pub vermuten, eher schon eine Art Schutzhütte für
müde Wanderer. Das Tan Hill Inn ist beides (nebenbei Britains höchstgelegenes Pub) und urgemütlich! Das Feuer brennt im Kamin und wir fühlen uns sofort wohl. Nach dem Essen unterhalten wir uns
mit dem Besitzer, er und seine Frau haben vor einiger Zeit ihre Jobs an den Nagel gehängt und sind fast 2 Jahre um die Welt getingelt - bis sie hier vor 4 Jahren gelandet sind und das Inn einfach
übernommen haben...
Armin unterhält sich noch lange mit Bill und den anderen Jungs, genießt die Atmosphäre und bleibt bis zur Sperrstunde...
Im Norden Englands, wir wandern am Hadrian´s Wall entlang, ein kalter Wind pfeift uns um die Ohren, putzt den Kopf frei, die Landschaft grün, karg und perfekt zum Innehalten, eine Pause von den zahlreichen Eindrücken auf unserer bisherigen Reise, das Auge kann sich ausruhen, verliert sich in der Weite und Stille, der Blick geht nach innen, man spürt die Verbindung zur Erde, wird ganz und gar Teil von ihr...
...hat uns erst mal überrascht. Überall um uns Straßenmusiker, Künstler, schräge Vögel... und ein Gewusel in den Straßen, von allen Seiten werden uns Flyer in die Hand gedrückt, wir lassen uns mitreißen, beeindruckt von der Lebendigkeit der Stadt, vom bunten Treiben. Eine Straße weiter in der Highstreet stehen kleine Bühnen, auf denen kurze Kostproben von Shows dargeboten werden. Nein, es ist hier wohl nicht immer so viel los. Aber im August auf jeden Fall! Da läuft das Fringe-Festival - das größte Festival on earth, wie sie behaupten. Tanz, Theater, Comedy, Konzerte ohne Ende... und es läuft noch 2 Tage. Angesteckt von der Festival-Stimmung hüpfen wir von einer Bühne zur nächsten, schlendern durch die Stadt und entdecken ...
Auf dem Weg zur Burg werden wir an ein weiteres Highlight erinnert. Vom Military Tattoo haben wir schon gehört, läuft auch im August, auf dem Vorplatz der Burg, wo riesige Tribünen aufgebaut sind. Wäre sicher ein Erlebnis, aber klar, schon lange ausverkauft. Egal, hier gibt es so viel zu sehen und zu hören auf den Straßen, auch Dudelsäcke! Kurz vor 9 zieht es uns dann doch wieder vor die Burg, vielleicht hört man ja was ...? "Anyone needs tickets?" Wie bitte? Ein Mann wedelt mit 2 Tickets vor der Absperrung. Nach kurzem Zögern - können es gar nicht recht glauben - schnappen wir zu. 80 Pfund wechseln die Besitzer und wir laufen los (sie marschieren schon ein), richtig happy und dankbar für diese Draufgabe. Echt beeindruckend und Gänsehaut, wenn 100 Dudelsäcke gleichzeitig aufheulen...
Inzwischen fühlt er sich schon ganz wohl auf englischen bzw. schottischen Straßen. Das Links-Fahren ist schon fast automatisiert, die "roundabouts" sowieso (fast) kein Problem. Höchste Zeit also, wieder mal nach einer kleinen Herausforderung Ausschau zu halten. Da kommt dieses Sträßchen grade recht! Na immerhin - unsere Räder passen grade noch drauf! Da sind dann aber nicht mehr die Gärtner schuld!!! Gott sei Dank hatte in der Zeit keiner das Bedürfnis, uns in die Quere zu kommen... ;-)
Seit der Entscheidung, uns auf diesen Weg zu begeben, haben wir schon einige Phasen durchlaufen. Erleichterung, als die Entscheidung getroffen wurde, Euphorie und Vorfreude, dann warten, und nochmal warten. Nach dem "Erledigen-Modus" kam dann eine Art Urlaub, ein langer Urlaub. Seit einigen Wochen (mehr oder weniger zufällig eigentlich seit der Überfahrt auf die Insel) fühlt es sich nicht mehr wie Urlaub an. Etwas hat sich verändert. Anfangs waren wir sehr mit den äußeren (zum Teil unangehmen) Umständen hier beschäftigt. Das war aber nicht der einzige Grund, warum wir uns irgendwie anders fühlten. Es war jetzt nicht mehr die Urlaubsperspektive, durch die wir hier die Dinge sahen. Wir interessierten uns nicht so sehr für die Highlights und Sehenswürdigkeiten, sondern hatten mehr das Bedürfnis, hinter die Kulissen zu blicken. Und wir suchten den Kontakt zu den Menschen - im Gegensatz zu unseren früheren Urlauben. Es war eine recht anstrengende Phase, die in eine eigenartige Leere überging. Eine Art Leere im Körper, in jeder Zelle, auch im Kopf, eine starke Müdigkeit und ein seltsam neutrales Empfinden gegenüber allem im Außen. Sind wir schon übersättigt von Eindrücken und Erlebnissen? Es war vielleicht mehr als man in der Zeit auch verarbeiten kann. Ist es schon soweit? Haben wir genug? Wollen wir wieder nach Hause (und wo wäre das genau)? Nein! Soviel wissen wir zumindest. Das genau ist ja das Spannende an unserer Reise. Wir wollen diese Erfahrungen ganz bewusst machen. Und wir geben uns ganz diesem Gefühl der Leere hin. Und was kommt danach? Die Sinnfrage? Was machen wir hier? Klar, immer noch reisen. Aber wozu, zu welchem Zweck? Oft hilft es weiter, den Verstand auf die Wiese zu schicken um die Schafe zu zählen. Und dann nach einiger Zeit ein neues Gefühl. Ein Spaziergang am endlos weiten, fast menschenleeren Sandstrand. Ich gehe in Zeitlupe dahin - wie in einer Blase, die Knie weich, im Kopf Stille - und die Wahrnehmung auf einmal vervielfacht. Ich fühle alles sehr intensiv, den Sand unter meinen Füßen, das sanfte Rauschen der Brandung, den Wind, und eine tiefe Verbundenheit mit allem um mich herum. Sehr intensiv aber sehr neutral und doch berührt es mich zutiefst. Es ist ein Zustand, der sich irgendwie irreal anfühlt, obwohl wir beide solche Momente schon öfter erlebt haben. Dabei ist er vielleicht der in Wirklichkeit realere - der Zustand des puren Seins. Und vielleicht geht es eben darum auf dem nächsten Abschnitt des Weges. Wir sind hier (oder irgendwo). Wir sind!
Schön, wieder mal ein bekanntes Gesicht zu sehen! In Dundee haben wir einen Nachmittag mit Toni verbracht, die in Dundee studiert. Wir kennen uns aus Bregenz vom Fest des Kindes und haben uns hier verabredet. Und - wie passend - während wir auf der Café-Terrasse sitzen, dröhnt plötzlich von der Bar auf dem Platz der Fedeki-Sound (dieses Stück hört man doch sonst überhaupt nie!) - schon witzig oder? Bei der Gelegenheit ganz liebe Grüße an Simon und alle Fedeki-Mitarbeiter!
Puuh, was für ein eisiger Wind! Ist es schon an der Zeit, die Sommersachen wegzuräumen? Nein! Die letzten Tage haben wir bei herrlich warmen Temperaturen und blitzblauem Himmel so richtig genossen! Das englische bzw. schottische Wetter wechselt oft und teilweise sehr schnell! Immer schön flexibel bleiben, immer 5 Schichten anziehen bzw. umbinden und eine Regenjacke und die Sonnenbrille sollte man sowieso ständig dabei haben. Der Vorteil: Einmal am Tag (mindestens) blitzt die Sonne durch die Wolken, und der Himmel bietet ständig neue grandiose und stimmungsvolle Ansichten!!!
Unsere ersten schottischen SEALS! Es war in der Bucht beim Dunnottar Castle bei einem Spaziergang entlang der Klippen (hier führt ein kleiner Pfad die ganze Küste entlang - sehr schön!!). Seit wir erfahren haben, dass es hier im Meer was zu sehen geben könnte, haben wir unser Fernglas immer dabei - und die Kamera (mit Zoooooom)...
... und meistens sogar einen sehr schönen! Es kommt auch mal vor, dass es schon langsam dunkel wird und wir haben noch keine Ahnung, wo wir die Nacht verbringen werden (na ja, in unserer Villa natürlich, aber wo sollen wir sie hinstellen?). Das Angebot an passenden Plätzchen ist nicht überall gleich groß, z.B. an der Ostküste nördlich von Aberdeen verschwindend klein. Überall Verbotsschilder und Absperrungen! Da fängt Armin schon mal an zu überlegen, ob wir durch die 2m-Breite-Absperrung evt. doch durchpassen könnten! Aber an solchen Tagen (Abenden) muss dann eben "Armins Nase" etwas aufspüren, und das funktioniert letzten Endes dann doch recht zuverlässig. In Cruden Bay, wo uns wieder "No overnight parking"-Schilder empfangen, fährt er - eher nicht vernunftgesteuert - ein kleines Sträßchen entlang und wir landen an einem Mini-Hafen, wo ein paar Angler mit ihrem Womo stehen. Und wir trauen unseren Augen nicht: Hier ist man ganz offiziell eingeladen, die Nacht zu verbringen! Dazu gibt´s Infos für Motorhome-Besitzer und eine kleine Box, wo man (freiwillig) ein paar Münzen für den Harbour-Trust einwerfen kann. Machen wir in so einem Fall gerne - mit einer Nachricht! Danke für den schönen Platz und das "Welcome-Feeling"! Ein paar Minuten später hatte Armin einen frisch geangelten Fisch von unseren schottischen Nachbarn in der Hand (hat noch gezappelt!). Gut dass er "mit Fischen aufgewachsen" ist! Hat wunderbar geschmeckt!
An die 1000 Meilen in 10 Tagen, und mindestens 1000 radfahrverrückte Teilnehmer!
Wir haben zufällig einen Logenplatz. Abends haben wir uns irgendwo im Nirgendwo an der Straße niedergelassen - und sind morgens von der "Britain-Tour" überrascht worden. Frühstücken mit Rahmenprogramm also, und 2 Stunden später immer noch winken - die Radler scheinen sich auch zu freuen, uns zu sehen :-)
Der einsamste Platz ist genau der richtige um die Highlands zu fühlen... (hier hat Armin definitiv schon mal gelebt - ob als Wikinger, oder vielleicht als Druide? Er fühlt sich hier irgendwie zuhause.)
"Die Weite, das Moor, das Licht, die Einsamkeit, die Stille und der Wind. Alles so vertraut. Ich, meine Seele, ruht sich aus, lässt Altes los, holt sich Kraft für Neues. Ein altes Erinnern hat mich hierher gezogen. Kein Ort zum Leben, doch ein Ort um wieder neu zu leben."
Später, gegen Abend, wird er unsanft ins Hier und Jetzt zurückgeworfen. Hier sind nämlich bekanntermaßen auch die Midges zuhause, und jetzt gerade sehr aktiv! Die sind zwar winzig, aber die Masse macht´s! Um diese Zeit (schwärmen vorwiegend morgens und abends aus - und nur wenn sich fast kein Lüftchen rührt, was hier übrigens gar nicht so selten ist) sollte man sich besser nicht draußen aufhalten - oder wenn doch, nur gut vermummt!
...der mir in die Gebeine fährt. Doch sogleich folgt die Erleichterung. Nur die, der eh nicht besonders hohen Fahrgeschwindigkeit angepasste, Kurzform von: "Ich bin entzückt, ich bin entzückt!" (Sollte es tatsächlich jemanden geben der es nicht kennt: Standardsatz von Gorm, einer von Wickies Wickingern. Wer Wickie nicht kennt: "Fünf! Setzen!").
Sabine hat endlich, ich wiederhole, ENDLICH!!!!!!, nach dem wir tagelang, ohne auch nur ihren Schatten gesehen zu haben, durch die Higher Highlands (nicht zu verwechseln mit den möchtegern Lower oder Middel Highlands, so ähnlich wie das Allgäu, welches, dank gewiefter Touristiker ja auch irgendwie immer größer wird) gefahren sind, ein mächtig behörntes orangenes Zottelvieh, nein sogar zwei! mächtig behörnte orangene Zottelviecher entdeckt!
Grad dass sie nicht durchs, wegensdesbeimfahrensfotografierens, offene Fenster gejumpt ist.
Nur um dann, nachdem ich die Villa Nimbus, unter Aufwendung aller mir zur Verfügung stehenden Fahrkünste, zum Stehen gebracht und die Einfahrt einer dieser "lovely" kleinen "My little Farm" (Wer das jetzt nicht kennt?! Genau: Fünf! Setzen und zwei Stunden nachsitzen!) Bauernhöfleins komplett blockiert habe, ganz COOL zu sagen: " Och da kommen doch noch mehr".
Ja, ja. Aber erstmal nen Schreikrampf des Entzückens bekommen, dass alle Schafe der Region in Deckung gegangen sind. Die waren nämlich plötzlich verschwunden.
Und dene Rindviecher geht de ganze Aktion am verlängerten Rücken samt Wuschelschweif vorbei! Genau!
Ganz im Norden, wo die Berge höher sind, die Täler mit Wasser gefüllt (Lochs), an der rauen Küste immer wieder überraschend schöne, weiße Sandbuchten auftauchen und überall verstreut in der Landschaft kleine Seen glitzern, geht´s nur gaaanz langsam voran. Viel zu viele Highlights, um jede Ecke bzw. Kurve ein neues malerisches Bild, ständig wechselndes Licht, das die Szenerie unmittelbar in eine andere Stimmung taucht, märchenhaft und "dramatic". Müssen immer wieder anhalten (bei jedem dritten Passing Place!), schauen, fasziniert und beeindruckt, machen Fotos (es sind schon hunderte!)...
Diese Landschaft fesselt einen, mit ihrer wundervollen Kargheit, scheinbaren Kargheit. Wer genau hinschaut sieht und fühlt überall Leben. Die Heide, die Flechten, Moose, Farne. Die Bauten von allerlei kleinen Tieren, Fische, Vögel, Robben, Hirsche und natürlich Schafe und "Zotteltiere". Gerade der spärliche Baumbewuchs erlaubt den Blick auf die Konturen der Landschaft.
Wolken, Sonne, der mit Sternen übersäte Himmel in klaren Nächten, all dies zeichnet, nein malt ein Bild, das tief im Herzen einen Platz findet und für immer bleibt.
Starke Männer in Schottenröcken balancieren Baumstämme und werfen diverse schwere Gegenstände möglichst weit bzw. hoch, Mädels (und ein paar kleine Jungs) tanzen mit flinken Beinen den "Highland Dance" und die Pipers messen sich auf ihren Dudelsäcken vor einer Jury. Dazu Bewerbe wie Laufen, Radfahren (auf urigen Ein-Gang-Rädern und auf holpriger Wiese), Hoch- und Weitsprung und natürlich Tauziehen. Die traditionellen Highland Games finden im Laufe des Jahres an verschiedenen Orten in Schottland statt - diese in Invercharron, was gar nicht zu leicht zu finden war (dem Navi unbekannt!). Invercharron ist wohl auch kein Dorf sondern eigentlich nur eine große Wiese in der Nähe von Bonar Bridge. Also schnell mal von der Westküste rübergehüpft - das muss man ja mal gesehen haben. Hat sich auch gelohnt!
... die englische bzw. schottische Küche betreffend. Wir haben schon vieles ausprobiert. Haggis (gar nicht so schlecht aber muss nicht unbedingt öfter sein), Black Pudding (muss gar nicht sein),
die Würstchen, die beim englischen Frühstück nicht fehlen dürfen (schmecken irgendwie anders als gewohnt - vielleicht ein spezielles Gewürz?), Bohnen in Tomatensauce (na ja...), Fisch and Chips
(kann sehr gut sein, meist aber sehr fettig, und die Chips - besser gesagt Pommes - für unseren Geschmack lieber "more crispy" - das gilt übrigens auch für das Brot, mögen es hier
anscheinend lieber "soft", geschnitten und abgepackt (eignet sich wohl besser für Sandwiches) - im Supermarkt findet man aber auch des öfteren frisches und knuspriges :-), Lamm gibt´s hier
genug (ausgezeichnet!), "mashed" Karotten und anderes Gemüse (kannten wir bis jetzt nur in kleinen Gläschen für Babys), Pie in den unterschiedlichsten Variationen - z.B. mit Fleischfüllung (echt
lecker) oder süß als Rhubarb- und natürlich Apple-Pie (neben dem Crumble mein absoluter Lieblingskuchen) - apropos Kuchen: die schmecken hier definitiv anders als bei uns, richtig süß
(Buttercremes auch mal süß und salzig!) und sehr ergiebig, da reicht so ein Ministückchen (das wir auf den ersten Blick als viel zu klein eingeschätzt haben). Kuchengabeln sind hier
übrigens wohl auch nicht üblich?
Natürlich gibt´s auch überall Burger - in Pubs haben wir schon sehr gute gegessen.
Und dann war da noch Cream Tea am Nachmittag - Tee mit Scones, Butter, Marmelade und einem Töpfchen Clotted Cream (lt. Armin sowas wie Schmand, oder das feste, das sich auf der Sahne absetzt) - gehört das in den Tee oder auf die Scones? Egal, Armin ist ganz hingerissen davon, erinnert ihn an seine Kindheit, und ein Becher Clotted Cream ist seit dem ersten Geschmackstest immer in unserem Kühlschrank! Daneben steht natürlich das Chutney, und wenn möglich Marmelade oder Jam von einem Hofladen.
... und im Supermarkt gibt es sowieso alles ... zum selber Kochen ;-)
Hier im Norden allerdings sollte man nicht in jedem Ort mit einem solchen rechnen. Viele der wenigen Dörfer hier in den Highlands bestehen aus ein paar verstreuten Häusern und Höfen. Wenn man Glück hat gibt´s einen Emma-Laden für das Nötigste. Das zeigt sich auch wieder hier in Ullapool: Großer Treffpunkt bei TESCO, um die Vorräte wieder aufzufüllen (soviele Womos sieht man hier selten auf einem Fleck).
Schön mal wieder andere Farben zu sehen. Seit einiger Zeit war das Bild ja fast durchgehend in Grün-Braun-Rosa getaucht - mit blauen Wasserflecken. Umso intensiver erlebt man dann wohl so einen Garten (was sie hier "Garden" nennen ist 2 Hektar groß und der Begriff "Parkanlage" würde es besser treffen).
...nehmen wir lieber die kleinere Straße und ein paar Meilen mehr gern in Kauf! Wir sind in Wester Ross an der Westküste und bei Torridon entscheiden wir uns für die "Scenic"-Route an der Küste
der "Halbinsel". Ein Sträßchen ganz nach Armins Geschmack! Natürlich "single track" mit Ausweichbuchten, rauf, runter, reichlich Kurven und tolle Ausblicke! Bis Applecross alles ganz easy. Aber
dann geht´s über die Berge, in die Wolken - Nebel, Sturm und Regen - nichts mehr mit Ausblick, dafür ganz ordentlich Gegenverkehr! Einzelne Autos sind ja kein Problem, da hüpft einer in den
"Passing Place" und gut (wobei die hier auch nicht grade für "Größere" wie uns geeignet sind). Wenn aber gleich mehrere Autos daherkommen wird´s einigermaßen schwierig! Habe ich schon erwähnt,
dass wir bisher noch keinen Engländer bzw. Schotten rückwärts fahrend gesehen haben? Wobei - man muss dazu sagen: Man weiß ja nie wer gerade in einem englischen Auto sitzt. Immerhin kommen die
meisten Touristen per Flieger an und mieten sich ihr Gefährt hier. Wer fährt in dem Fall also rückwärts - auf einer Straße wo wir grade so drauf passen? Genau! Und ihm ist auch nicht mehr ganz
wohl dabei, vor allem als wir sehen, dass die rückwärts anvisierte Ausweichstelle inzwischen schon von einem Lieferwagen besetzt ist....
Na irgendwie haben wir uns da wieder rausgewurschtelt und waren froh, ein Stück weiter einen richtigen Parkplatz vorzufinden. Erst mal durchschnaufen, und vielleicht ein Mittagsschläfchen bei "Windschaukeln" und "Regengeprassel"?
Zwei Stunden später war unsere Villa wieder sauber gewaschen, der Nebel weggeblasen und bestes Bergwetter! Wir sind also schon auf dem höchsten Punkt gelandet, dem "Viewpoint". Der Weg vom Berg runter zum Loch Carron war auch cool, mit gewaltiger Kulisse und fast ohne Gegenverkehr...
Woher die "Isle of Skye" ihren Namen hat ist für uns nach diesem Besuch klar! Stürmischer Wind, der die Wolken über den Himmel treibt, Berge im Nebel, Regengüsse und Sonne in ständigem Wechsel - oder auch mal alles zugleich! Natürlich, die Landschaft ist auch spektakulär, aber unser Blick war an diesem Tag mehr nach oben gerichtet!
... ob das Plätzchen hier nicht ideal wäre für ein Bad (das Wasser hat Gebirgsbach-Temperatur!!)
... ob sich da zwischen den Stein-Schichten vielleicht etwas Interessantes verbirgt?
... und ob es unser Gefährt schaffen könnte, durch diesen Graben zu kommen ohne stecken zu bleiben, dann könnten wir direkt bis ans Ufer an den Logenplatz (manchmal hätte er doch lieber einen Offroader...). Er hat es übrigens nicht ausprobiert (untersteh dich!), der Blick von oben war ja auch sehr ok.!
sorry, aber es muss sein. Sie sind einfach zu schön! Und diesmal sind wir ihnen mal richtig nahe gekommen. Die würden doch gut zu den Ziegen passen oder? :-)
... ist das Wetter der letzten Tage! Unbelievable - wir dachten so ein stabiles Hoch gibt es in Schottland gar nicht. Tagelang wolkenloser Himmel und T-Shirt-Temperaturen. Herrlich! Und das um diese Jahreszeit. Wir hatten bisher überhaupt Glück, nie länger als ein paar Stunden Regen und einmal am Tag hat sich immer mal die Sonne blicken lassen. Wie wir inzwischen schon von vielen Schotten gehört haben war der Sommer alles andere als sommerlich - im Mai noch Schneefall in den Highlands und der Rest total verregnet, außerdem viel kälter als normal. Angeblich dem El Nino zu verdanken..., na dann ist es ja gut dass wir erst Ende August gekommen sind :-)
Woran erkennt man eigentlich den Herbst, wenn es keine Bäume gibt? Na ja, das Gras in den Highlands ist nicht mehr ganz so grün, immer öfter liegt Nebel in den Tälern und über den Lochs und nachts wird es schon ziemlich kühl. Inzwischen sind wir wieder im schottischen Süden (Glasgow haben wir links liegen gelassen) und auf dem Weg nach Cairnryan...
...ist Essen im Auto auf einem Parkplatz mit schöner Aussicht - vorzugsweise mit Blick auf´s Meer. Man holt sich was vom Imbiss (sehr beliebt auch hier: Fish and Chips) oder auch einen Coffee-to-go und parkt zum Essen am Strand. Weil´s gemütlicher ist, bleibt man gleich im Auto sitzen (meistens auch wärmer und absolut windstill!). Nachdem wir oft auf solchen Plätzen stehen, hatten wir im Laufe der Schottlandreise schon viele "Auto-Picknick"-Nachbarn, neben den üblichen Hunde-Ausführern natürlich. Manche bringen auch nur ihre Zeitung mit, was die Aussicht von solchen Plätzen eigentlich überflüssig macht... aber vielleicht suchen manche auch nur mal einen Ort für eine Auszeit - von was oder wem auch immer... ;-)
...genauer gesagt in Nordirland, also noch immer im Königreich. Von Cairnryan ganz unkompliziert mit der P&O zwei Stunden Fahrt übers Meer nach Larne (was uns sympatischer war als in Belfast anzukommen) und - wieder auf unseren vier Rädern - an der Küste entlang noch ein Stückchen Richtung Norden bis Glenarm. Hier scheint das Finden von schönen Stellplätzen jedenfalls kein Problem zu sein. Auf der kurzen Fahrt bis Glenarm gab´s viele
oh´s und ah´s zu hören (gegen Abend richtet sich die Aufmerksamkeit automatisch vorwiegend auf passende Übernachtungsplätze). Wir hatten sozusagen die Qual der Wahl und haben uns dann für den Platz am kleinen Hafen entschieden. Auch mal nett wenn man nachts aus dem Fenster schaut und was sieht. Obwohl, einsame Plätzchen im Nirgendwo, wo es um uns nach Sonnenuntergang stockduster ist, haben schon auch was. Besonders bei klarem Himmel und in ausgewiesenen "dark sky"-Regionen, wo sieht man sonst noch so einen Sternenhimmel?!
Den Giant´s Causeway lassen wir erst mal morgens bei sehr stürmischem Regenwetter auf uns wirken - der Vorteil: wir sind fast alleine dort! So bekannte Orte sind natürlich gut besucht und selbst im Oktober werden hier noch busweise Touristen abgeladen.
Ganz in der Nähe haben wir uns dann auf einem Campingplatz einquartiert - Zeit mal wieder eine Waschmaschine (oder gleich drei!) anzuwerfen. Am nächsten Morgen lacht uns schon wieder die Sonne an und wir beschließen, gleich nochmal hinzugehen (ein Vorteil wenn einen nicht ein überfüllter Urlaubsbesichtigungsterminplan weitertreibt und man nebenbei Trust-Mitglied ist - sowieso kein Eintritt und außerdem immer ein Extra-Lächeln bei der Begrüßung). Für die paar Meilen bietet sich eine schöne Radstrecke an - die Pferdchen müssen eh mal an die frische Luft und bewegt werden!
Und - ihr seht ja selbst - mit Sonne sieht das doch nochmal ganz anders aus. Was soll man dazu sagen außer "landscape of outstanding beauty". Wir konnten uns erst nach Stunden wieder losreißen von diesem Ort, wirklich etwas ganz Besonderes...
Parken direkt auf einem Strand ist schon was Spezielles, solche Plätze findet man nicht so oft. Der Beach ist zwar 3 Meilen lang, aber lange nicht so breit wie der in St. Peter-Ording (ihr erinnert euch?). Und hier ist auch nichts gekennzeichnet oder abgesperrt.
Die erste Frage also: (S) "Ist der Sand auch fest genug? Bleiben wir da eh nicht stecken oder?" Armin ist sich sicher: "Kein Problem!"
Die zweite Frage: Wie weit ans Wasser kann man sich stellen ohne sich nasse Füße (Reifen) zu holen? (S) "Nicht so weit!!! Wenn die Flut kommt? Oder mal eine größere Welle?!" Armin hat aber doch die Lage schon lange gecheckt: Gelände gescannt (stehen auf einer leichten - besser gesagt sehr minimalen - Anhöhe und das Wasser ist in den letzten 10 Minuten nicht näher gekommen! - Na ja ;-), noch nicht sonderlich überzeugend wie ich finde. (S) "Lass den Schlüssel mal lieber stecken!"
Ich behalte das mal besser im Auge ("Baywatch!"). Eine Stunde später nötige ich Armin doch zum Rückzug. "Kann nicht kochen und gleichzeitig die Wellen beobachten!" (S) Die Verhandlungen ergeben zumindest 10 (!) Meter. Und währenddessen hat sich prompt ein kleiner Spucker im Sand festgefahren... ist aber ja auch kein unlösbares Problem, es finden sich immer freundliche und hilfsbereite Spaziergänger.
Für die Nacht haben wir uns dann doch 100 Meter weiter hinten auf den Parkplatz gestellt. Im Dunkeln hat man ja das Wasser nicht im Blick ;-). Außerdem hat sich Armin bei einem ortskundigen Surfer erkundigt, wie es hier mit der Flut aussieht. Alles gut also und beste Voraussetzungen für eine entspannte Nachtruhe.
Unglaublich! Schon wieder herrliches Wetter - blitzblauer Himmel, fast windstill und angenehm warm! Wäre ja zu blöd bei solchem Strandwetter hier wegzufahren. Also wieder auf den Strand (wie´s aussieht haben wir den fast für uns alleine!) und Stühle raus :-) !
Das Meer ist übrigens wunderbar hier - nein, nicht zum Baden natürlich, aber tolle Wellen - da könnte man stundenlang nur da sitzen und zusehen. Und genau das werden wir jetzt auch tun...
... manche Zufahrten sind eben nicht für unsereins gemacht. Aber nicht immer weiß man vorher, wie es nachher aussieht. Und wenn dann auch noch ein so vielversprechender Name lockt. In dem Fall: Kurz vor dem Ziel doch erst mal um die Ecke schauen... Äähm... Da geht´s direkt ins Wasser! Rückwärts retour oder umdrehen? Letzteres, man kann´s zumindest mal probieren. Wir haben ja Zeit ;-) Nur gut dass inzwischen keine Düne "kollabiert" ist...
Von der anderen (Strand-) Seite betrachtet sieht es so aus als hätte die Flut das letzte Stück der Straße abgeknabbert.
... auch wenn er noch so verlockend aussieht - diesen haben wir uns verkniffen (mindestens 30 % Gefälle) - da kippen wir ja vornüber!!! Komischerweise war ausgerechnet hier keins dieser Schilder aufgestellt...
die meisten davon haben wir uns aber wie gewohnt nur von unten angesehen. Der hier animiert uns aber, mal den Gipfel zu erklimmen. Genau die richtige Größe für uns (45 min "Aufstieg" - zum Teil sogar mit Treppchen!) und als Draufgabe steht oben drauf noch einer - besser gesagt ein Steinhaufen, angeblich das Grab von Queen Sowieso (wiedermal eine Kultstätte eben)...
... nur in letzter Zeit des öfteren in Pubs unterwegs ;-), immer auf der Suche nach irischer Live-Musik und der "irischen Seele"...
Na das Guinness haben wir schon mal gefunden, aber dazu später mehr.
Einige Nachträge folgen in Kürze...
... erinnert uns irgendwie an den Tschirgant - zumindest aus der ersten Perspektive. Von der anderen Seite aus gesehen überlegen wir, was wohl diese "Spuren" da oben hinterlassen haben könnte. Wie wir später erfahren handelt es sich nicht um einen Bergrutsch oder eine Schipiste. Dieser Berg ist eines der Nationalheiligtümer Irlands, der Croagh Patrick, mit dem ausgelatschten Pilgerpfad, auf dem im Juli Tausende - zum Teil barfuß - ihre Sünden abbüßen... Wir ersparen uns das!
Die allgegenwärtigen Fuchsienhecken an Straßenrand sind noch in voller Blüte, in Connemara leuchten die sonnengelben Blüten der Ginsterbüsche zwischen den Felsen, sogar am kargen "Malin Head" findet man hier und da ein Blümchen. Und auf den Hochebenen im Moor mischen herbstlich gefärbte Gräser einen besonderen Rotton in die grün-braune Landschaft.
1. Bei unserer Ankunft in Irland (im Norden) haben wir uns etwas über die Häuser hier gewundert. Sieht alles noch so neu aus, wurde wohl viel gebaut hier in den letzten Jahren...
2. Alte Häuser sieht man hier fast gar keine... nur manche so nett herausgeputzte "Musterhäuschen" ...
3. Von Gartengestaltung scheint man hier auch nicht viel zu halten! Hauptsache ein perfekter Rasen rundherum...
4. Weiter im Süden haben wir dann auch ein paar "normale" Häuser gesichtet. Schon eher das was man sich so für die Gegend vorstellt oder?
5. Etwas bizarr wirkt so eine Golfrasenvilla, wenn sie in die bergige Küstenlandschaft von Connemara platziert ist...
6. So kann man´s aber auch machen (übrigens genau gegenüber) - sieht irgendwie besser aus finden wir!
Irland ist eben doch nicht überall grün, manchmal auch ganz schön steinig! Faszinierend unwirklich... The Burren-"Stoanhaufn"
Donegal, Sligo, Ballina, Clifden, Ennis... im Gegensatz zu den kleineren Städtchen in Schottland (und einigen englischen) gefallen uns die in Irland besonders gut. Alle sehr bunt und einladend, gemütliche Lokale und Pubs, und immer gleich eine nette Unterhaltung dazu! Was uns aber außerdem noch in die Städtchen lockt ist natürlich die Musik! Es ist übrigens nicht ganz so einfach, die "Traditional Irish Live-Musik" zu finden, meist nur am Wochenende, und da auch nicht überall. Außer im Hotspot Galway - da ist wohl immer was los..., wir haben die Nacht an den Docks verbracht, leider gibt´s da keinen geeigneten Stellplatz für einen längeren Aufenthalt - dafür umso mehr Touristen! Ja ich weiß, das sind wir selber auch! Aber wie sollen wir unter Touristen die irische Seele finden? Also immer Augen und Ohren offen halten - ein paar Mal hatten wir schon Glück...
Ein kreisrundes Stein-Fort in Castlecove (Kerry), quasi ein rundes, ziemlich dickes Steinmäuerchen mit 30 Metern Durchmesser und über 2000 Jahre alt hat Armin nachhaltig beeindruckt: "So was will ich auch haben (bauen!)!" War ja klar... na da wär er ja dann mal eine Weile beschäftigt... ;-)
... wenn man so in den Tag hinein lebt - und sich in dem Fall eben einfach nicht gewissenhaft auf die Reise vorbereitet hat...
Das Gas ist aus! Und in ganz Irland gibt´s anscheinend keine Flasche mit passendem (englischen) Anschluss. Das Thema hatten wir auch schon in England. Da hat Armin schlussendlich improvisiert und das mit dem englischen Anschluss hinbekommen. Außerdem hat er sich daraufhin schon mal informiert - und herausgefunden, dass es in Irland auch die Calor-Flaschen gibt. Wer kommt schon auf die Idee, dass ein und dieselbe Firma Gasflaschen mit x-verschiedenen Anschluss-Systemen herstellt, für jedes Land ein eigenes?! Nach zehn Mal fragen und weiterschicken (einer hatte sie sogar - aber nur im Sommer!) sind wir an "West Cork-Gas" verwiesen worden, angeblich das Gas-Depot für die Gegend. Haben wir uns aber anders vorgestellt (Foto!). Der hatte auch zufälligerweise leider keine passende in seinem Schuppen ;-)
Also - Thema erledigt, in Irland wird nicht mehr selber gekocht. Damit können wir leben. Die Kaffeemaschine läuft ja eh mit Strom...
Leider - was eigentlich das Blödere ist wie ich finde - auch nicht mehr geheizt! Wenn´s abends also zu kühl wird in der Villa am Besten gleich ins Pub - zum Essen, Wärmen und mehr...
... wollten wir erst mal nur eine Kleinigkeit einkaufen. Da ist ja richtig was los! Kaum ein Parkplatz zu finden! Wir stellen uns an den Quai (wo übrigens schon ein paar Camper stehen) und sehen
uns das mal genauer an. Aha! "Kinsale Jazz": Ein Ableger von "Cork Jazz", das grade "nebenan" in Cork stattfindet - ein Wochenende (+ Bankholiday-Montag) Jazz in jedem Lokal - und jede Menge
Leute, die (wie wir im Laufe von vielen Unterhaltungen erfahren) aus der ganzen Gegend hierher kommen. In einem Pub haben wir übrigens ein paar Lienzer getroffen, die aus Cork (weil zu viel los -
man kommt in kein Pub mehr rein) nach Kinsale geflüchtet sind. Hier ist es kleiner und gemütlicher. Wir ziehen von einem Lokal ins Nächste, lernen nette Leute kennen (Greetings to lovely Dawn
from England :-)!) und unterhalten uns wunderbar!
Für einen Besuch in Cork haben wir im kleinen Städtchen Midleton einen passenden Stellplatz gefunden, direkt neben der Jameson-Destillerie (die wir übrigens nicht besichtigt haben). Mit dem Bus 20 Minuten nach Cork, durch die Straßen schlendern, ein Café da und eine "Soup of the day" dort (die gibt es in jedem Pub und sie sind immer richtig gut!), später einen "unirischen" Gin Tonic am beheizten Straßentischchen...
Abends - wieder in Midleton - überkommt uns Heißhunger auf Pizza (muss eben ab und zu sein - auch in Irland). Die finden wir bei (San) Marco, einem Niederländer mit echt italienischem Pizzaiolo-Zertifikat, der sich vor ein paar Jahren in Irland niedergelassen hat und mit Giovanni aus Taranto feinste italienische Pizza serviert. Letzerer freut sich, mal wieder mit jemandem italienisch zu quatschen - und dass Armin die echt pugliesischen Pizzateller erkannt hat. War schön euch kennen zu lernen!
Wieder mal ein Plätzchen nach unserem Geschmack: an der Spitze einer Landzunge, allein mit dem Leuchtturm neben uns - und mit tosenden Wellen.
Am nächsten Tag haben wir uns "The Hook" auch von innen angesehen und Armin hat den Guide mit Fragen gelöchert... "Braucht man denn heutzutage überhaupt noch Leuchttürme? Wozu ist der eigentlich so stabil (4m-dicke Wände) gebaut? Und wie fühlt sich eigentlich Sturm hier an? Ungefähr so wie gestern Nacht?" (da hat es uns ganz schön gebeutelt und geschaukelt beim Schlafen) - "Aber nein, das war bestenfalls "strong wind" - bei Sturm schlägt es die Wellen bis oben an den Turm (deshalb also so stabil) und es kann schon passieren, dass der ganze Bereich rundherum und die Straße unter Wasser stehen!" Oh, aha... Glück gehabt ;-)
Beim Ausblick von oben kommt noch eine Frage auf: Wie ließe sich´s wohl in einem Leuchtturm leben? So ein Platz hätte doch alles was uns gefällt: beste Aussicht, das Meer vor der Nase und rundherum erst mal nichts als tolle Landschaft! - Na ja, und "strong wind" wohl meistens auch - leider! Der "Hook" ist übrigens nicht bewohnt, die hübschen Kissen wurden nur für die Besichtungen arrangiert. Man kann sich bei dem Anblick aber durchaus gemütliche Abende hier vorstellen...
Ab und zu lassen wir uns auch auf einem Campingplatz nieder (im Oktober gar nicht mehr so leicht einen noch geöffneten zu finden), zwischendurch wieder klar Schiff machen, Wasser tanken, entsorgen, mal eine Waschmaschine laufen lassen und ausgiebig duschen :-). Letzteres ist immer etwas spannend: Wie lange läuft das Wasser mit einer Münze? Das Duschen ist hier streng limitiert! Es gibt eigene Münzen und es kostet fast immer extra! Die hatten hier wohl Probleme mit Extrem-Duschern (5 x täglich oder stundenlang am Stück?!) oder etwa Wasserknappheit??! Wie auch immer, vorsichtshalber besorgen wir uns immer mal lieber gleich 2 Münzen! Dafür hatten wir bei einem Camping die Massage gleich inklusive (much pressure!!), bei einem anderen war das Wasser auf "really very hot" eingestellt. Armin vermutet, die haben hier zwei unterschiedliche Konzepte bezüglich Körperpflege: Hochdruckreinigen oder Dampfstrahlen!
Der in Caherdaniel (Bild 1) war übrigens wunderschön (das Wetter wie man sieht auch), in Hanglage und jedes Plätzchen mit toller Aussicht. Beim klitzekleinen "Camping- und Caravan-Park" in Carrigtwohill - eigentlich nur eine Wiese mit kleinem WC- und Duschhäuschen - hat uns vor allem der originelle Aufenthaltsraum (Bild 2) beeindruckt ;-)! Und in Wexford vor ein paar Tagen haben wir uns ausgiebig im Leisure-Center gleich nebenan aufgehalten - schwimmen, Sauna, Dampfbad... danach waren wir wunderbar aufgewärmt - und sauber natürlich auch :-)
Für die Halloween-Nacht haben wir uns in die Berge geflüchtet - auf den Viewpoint-Parkplatz am Wicklow Gap, und wurden am ersten November-Morgen mit einem strahlenden Sonnenaufgang begrüßt. Da lockt es sogar uns auf den Gipfel (na ja, so hoch sind die Berge hier ja nicht!), vor allem, weil nebenan ein asphaltierter Weg nach oben führt!? Mal sehn wo der endet! Wandern ist hier nämlich gar nicht so einfach. Querfeldein durch die Moorlandschaft ist mühsam und echt ein Hindernisparcour. Außerdem ohne Gummistiefel ein sehr nasses Vergnügen. Selbst auf den wenigen Pfaden, die wir hier entdeckt haben, kommt man am Matsch-Stapfen nicht vorbei. Da nehmen wir doch lieber den breiten trockenen Weg, der unterhalb des "Gipfels" endet, eines ziemlich sonderbaren Gipfels! Sieht wie ein riesiges Staubecken aus - lt. Karte eines vorbeikommenden Wanderers ein Wasserreservoir, das da unten mit keiner Silbe erwähnt wurde. Armin kann sich nur schwer beherrschen, über den Zaun zu kraxeln um da mal reinzuschauen! "Könnte doch auch ein getarnter Ufo-Landeplatz sein, oder ..." Wir "begnügen" uns dann doch lieber mit dem Blick nach unten auf unsere Villa... und genießen den herrlichen "Old-Lady-Summer"-Tag.
... in Irland. Das Fährticket nach Wales haben wir schon in der Tasche und einen würdigen letzten Schlafplatz an einem wunderschönen Strand in der Nähe von Rosslare!
Morgen früh ist es nun so weit, nach exakt einem Monat verlassen wir dieses Ei(re)land und somit muss ich auch die Suche nach der irischen Seele abschließen bzw. richtiger gesagt abbrechen und auf den nächsten Besuch verschieben, denn
erstens ist es mir zu spät eingefallen, jeden Iren der mir untergekommen, ist die Frage zu stellen:" What is the irish soul for you?"
zweitens waren die zwei Antworten die ich bekommen habe nicht so wirklich aufschlussreich.
Die erste Antwort gab mir ein alt-ehrenwerter Herr Freddie, Besitzer des gleichnamigen und ebenso bzw. noch viel älter-ehrenwerteren Pub in Caherdaniel. Allerdings fing die Antwort in Mesopotamien an und endete mit den Kelten, welche viel schlauer waren als die Römer, bekannterweise haben die Römer Irland nie betreten oder zumindest nie erobern können, eben!
Daher ist das keltische Erbe auf der Insel auch heute noch so präsent und gut erhalten wie sonst nirgendwo (wobei sich auch die Schotten die Römer recht erfolgreich vom Leibe gehalten haben, beziehungsweise wohl so lästig waren, dass der gute Kaiser Hadrian sich nicht anders zu helfen wusste, als eine Mauer bzw. einen Wall und damit einen Schlussstrich unter das Kapitel Schottland zu ziehen). Leider waren die Nachfolger der Kelten nicht so erfolgreich, die Sasanachs (also die Engländer) in die Schranken zu weisen. Die Schotten heute müssten nicht ständig ein weiteres Unabhängikeitsreferendum inszenieren, welches sowieso zum Scheitern verurteilt ist, da ja viel zu viele stimmberechtigte Sasanachs in Schottland wohnen, und der Ärger, den die Iren mit den Nachbarn von der größeren Insel, welche nicht nur überhaupt nichts keltisches sondern auch noch eine ganz andere Religion haben, ist ja allseits bekannt.
Die zweite Antwort war sehr nett aber für mein Vorhaben auch nicht sonderlich hilfreich: "They are nice!" Später stellte sich heraus, dass der gute Mann Niederländer war. Ahh, daher diese Antwort!
Ach ja, da war doch noch eine klare und unmissverständliche Antwort, besser gesagt es war die Bestätigung auf eine Aussage meinerseits, was die irische Seele betrifft.
Wir waren gerade auf dem Rückweg vom Causeway (die Reste des Basaltsäulendammes, den der Riese Finn Mc Cool (ich liebe diesen Namen) einst gebaut hat, um trockenen Fußes auf die Äußeren Hybriden und Schottland zu gelangen, als uns ein fröhlicher und ja, etwas betrunkener, aber so lovely junger Mann (übrigens scheinen die Iren betrunken noch netter zu sein als sie nüchter eh schon sind) begegnet und etwas fragt. Wir sind uns bis heute nicht sicher über den Inhalt dieser ersten Frage, wir haben nur Pint (irisches Standardmass für ein Bier) verstanden. Ob er uns gefragt hat ob wir nicht ein Pint für ihn hätten oder ob wir eines wollen bleibt für immer ein Rätsel, vor allem weil selbst am touristischen Hotspot "Giant´s Causeway" keine Pints mit Guinness rumstehen. Im Laufe des sich sehr amüsant entwickelnden Gespräches ging es dann auch hauptsächlich um das ansonsten allseits präsente (nur eben leider noch nicht aus der Steilküste quellende) Guinness. Der junge Mann suchte gerade nach den passenden Worten um uns zu erklären, was dieses schwarze Elixier mit der samtenen Schaumkrone für die Iren ist, als ich spontan sagte: "It's the irish soul!"
Plötzlich Stille. Selbst die See scheint für einen Moment über das gesagte in Ehrfucht zu erstarren, der junge Mann tut es auf jeden Fall. Er sieht mich an, kniet mit tiefer Verbeugung vor mir nieder, steht wieder auf und umarmt mich. So, nun bin ich wohl zum Ehren-Iren geschlagen worden.
So amüsant und skurril die Szene auch gewesen sein mag, in ihr liegt doch etwas von der Antwort auf die Frage nach der "Irischen Seele".
Wir haben die Iren, zumindest die denen wir begegnet sind, in unser Herz geschlossen. Ihre offene Art, einen Fremden einfach so anzusprechen, ganz egal wo, große Stadt oder kleines Dorf, auf der Straße, im Pub, am Strand oder irgendwo im Nirgendwo, sie sind uns immer mit einer warmen, herzlichen und irgendwie freundschaftlichen Art und mit Interesse begegnet. Es waren also neben den landschaftlichen Schönheiten der Insel vor allem die Menschen der Grund, warum wir uns hier so wohl gefühlt haben.
diesmal gleich 4 Stunden. Damit keine Langeweile aufkommt (auf das Meer schauen hat natürlich auch was - nichts außer Wasser, leider auch keine Delfine ... hat was meditatives, aber reicht irgendwann auch...) läuft ein Film auf Großleinwand im Café (weiter Englisch üben, in diesem Fall leider "American English" und nicht so sehenswert), Meatballs essen (bei Ikea heißen sie Köttbullar - mal zur Abwechslung Schwedische Küche - wir sind auf einem Stena-Schiff!), oder für alle mit Bewegungsdrang der Parcour an Deck (nette Idee! - haben eine Runde getestet).
Der größte Steinkreis Europas - 300 Meter Durchmesser und 14 x so groß wie Stonehenge (ja, kommt in den nächsten Tagen auch noch dran!) und dazu noch jede Menge anderer Sehenswürdigkeiten in der Landschaft. Aber nicht bei dem Wetter! Frischer Wind und Regen aus allen Richtungen! Gut dass es auch indoor einiges zu sehen gibt: ein informatives Museum und das Herrenhaus - komplett eingerichtet, jeder Raum im Stil einer anderen Epoche entsprechend der Familien, die hier gelebt haben (die Küche gefällt uns besonders).
Am nächsten Tag sieht etwas trockener aus... blöderweise haben wir immer noch keine Gummistiefel :-)
Echt beeindruckend, und irgendwie auch seltsam mit den Straßen, die den Steinkreis an mehreren Stellen durchkreuzen und dem Dorf mitten drin, wie lebt es sich da wohl so?
Lacock zum Beispiel, obwohl - das ist wohl eher ein Dörfchen, sehr hübsch! Der National Trust hat neben der Lacock Abbey wohl gleich das ganze Village in seine Obhut genommen. Falls jemandem die Abbey irgendwie bekannt vorkommen sollte, hier wurden zwei Harry Potter Filme gedreht.
Auch alt aber irgendwie lebendiger wirkt ein Städtchen, dass uns auf Anhieb anspricht: Bradford on Avon. Hier haben sich in den ehemaligen Fabriksgebäuden der Weberei interessante Läden und Cafés angesiedelt, unter anderem so was wie Eigenart in Imst (Armin hat sich lange mit der Dame im Laden unterhalten - funktioniert auch auf ähnliche Art). Strömender "Kreuz-und-Quer-Regen" hat die Stadtbesichtigung leider stark verkürzt ;-)
Glastonbury - eine kleine Stadt im Süden Englands, die etwas spezieller ist als andere. Sie erhebt für sich den Anspruch, das wahre Avalon zu sein. Hier soll König Arthur in der Abbey seine letzte Ruhestätte gefunden haben, und Joseph von Arimathea habe die Stadt mit seinem jungen Neffen Jesus (später dann sogar mit dem Heiligen Gral) besucht. Es gibt hier gleich zwei Heilquellen und den "Glastonbury Tor", ein Hügel der die Stadt überragt - seit Jahrtausenden Ziel von Pilgern aller Glaubensrichtungen. Ein Grund für all das könnten ja die Leylines (Erd-Energielinien) sein, die hier aus allen Richtungen aufeinander treffen. So hat sich seit den 60ern und der Wiederbesinnung auf altes Spirituelles Wissen eine bunte Gemeinschaft hier niedergelassen und prägt mit Läden und Zentren das Innenstadtbild (das Städtchen ist übrigens so klein wie Imst). Hier findet man alles von Dunkel bis strahlend Hell, man sieht keltische Druiden, Buddhisten, Christen, New Age, Feen, Engel, Alchemisten, Magier, Yogi ... und dazu die entsprechenden Geschäfte, in denen man das Nötige und Unnötige erstehen kann. Natürlich gibt es hier auch die ganz "normalen" Menschen, wie uns einer unserer Gesprächspartner versichert hat.
Diese Stadt kann man sich einfach nur einmal ansehen, wie eine Art Kuriositätenkabinett. Uns war das irgendwie zuwenig. Wir sind ein paar Tage geblieben, haben mit Leuten geplaudert, die Stadt auf uns wirken lassen ... und angefangen sie zu "fühlen" und ernst zu nehmen. In dieser Stadt gibt es für jeden einen Platz, hier kann jeder mit seinem Glauben und seinen Überzeugungen seinen Lebensstil in Ruhe leben – alle zusammen an einem Ort. Und hier gibt es viele interessante Menschen, die wir noch gern kennen lernen würden – vielleicht beim nächsten Mal...
An Stonehenge haben wir uns langsam herangetastet und erst mal das Umfeld erkundet: neben dem berühmten Steinkreis gibt es zahlreiche weitere bedeutende Dinge aus dieser Zeit zu sehen wie Woodhenge (stellvertretend für die Lebenden - die Steine waren für die Toten), Durington Walls, der Treffpunkt und zeitweilige Wohnort der Menschen während der Zeremonien, der Cuckoo-Stone, die Stonehenge-Avenue und zahlreiche Lang- und Rundgräber - natürlich alle mit Blick auf Stonehenge angelegt. Der National Trust Walking Trail - eine interessante Wanderung auf kleinen Wegen durch die Felder, unterwegs nur ab und zu ein "Hunde-Spaziergänger".
Ganz anders natürlich in Stonehenge selbst. Hier ist wohl das ganze Jahr über viel Betrieb. Das Besucher-Zentrum ist so weit weg vom Steinkreis, dass alle fünf Minuten ein Shuttlebus hinfährt. Leider kommt man nicht ganz ran an die Steine, was den Vorteil hat, dass auf den Fotos keine Leute im Bild herumlaufen. Bei der Million Besucher jährlich auch irgendwie verständlich, dass sie nur "von außen" schauen dürfen und gar nicht in Versuchung kommen, die Steine anzufassen. Wenn man´s nur mal gesehen haben will, wie wahrscheinlich die meisten hier, ist das ja ganz ok. Wir hätten uns allerdings gern mal direkt zu den Stones gestellt, mitten rein, wie fühlt sich das an, spürt man etwas? Wir haben das "Fühlen" gezwungenermaßen mit Abstand versucht - und ... leider nichts! Irgendwie leer, wie "abgeschaltet"...
Eine halbe Stunde Wanderung - von unserem Parkplatz aus - hat es geheißen. Genau richtig für einen Morgenspaziergang, ziemlich windig zwar aber trocken. Also einfach dem Weg entlang, den Hügel rauf, und dann - links oder rechts, da weiter rauf? Die Schäfchen können uns auch nicht weiterhelfen. Kein brauchbares Schild - dass wir in den "South Downs" sind wissen wir selber... aber wo ist der Long Man? Nett, jetzt fängt es wieder an zu regnen. Vielleicht hinter dem Hügel da drüben? Oder dem daneben? Können wir den von oben überhaupt sehen? Na die Landschaft ist auf jeden Fall sehr schön, so sanfte Hügel! Es regnet immer noch! Wie war das mit den Gummistiefeln? Nach fast zwei Stunden haben wir eigentlich genug (nasse Füsse und kalte Hände!), aber ein netter Reiter kommt uns zu Hilfe. Aha, diesen Hügel da wieder runter! Und da ist er ja endlich! Dieses Bild stammt übrigens von der Straße aus, die unterhalb vorbeiführt. Hätte uns aber auch einer sagen können, von hier aus sieht man ihn eigentlich viel besser!!!
... und wir sind wieder am Startpunkt unserer "Inselrundfahrt" angekommen. Vor unserer Abreise noch mal nach Canterbury, das sich bezüglich Womo-Stellplatz-Angebot eine Extra-Erwähnung verdient hat (fast der einzige offizielle Stellplatz in England mit Service-Station und - weil beim P&R-Parkplatz - mit Gratis-Shuttlebus in die Stadt)! In Dover, wo der stürmische Wind und die damit verspäteten Fähren für einen kilometerlangen LKW-Stau gesorgt hat, hüpfen wieder auf die Fähre, wo uns noch ein besonderes Geschenk erwartet. Delfine, die sich während unserer ganzen Reise hier nie gezeigt haben, schwimmen ein Stückchen mit!!! Die Freude und Begeisterung darüber hat uns übrigens über ein Seil (soll das eine Art Absperrung sein?) an das hintere Ende des Aussichtsdecks getrieben, was uns einen Rüffel von einem Aufpasser eingebracht hat. Wir haben wohl sehr fragend und verständnislos dreingeschaut, worauf er uns erklärt hat es sei hier not safe weil die Deckenverkleidung gleich runterfallen könnte (oh, nicht sehr vertrauenerweckend, wir hoffen in Bezug auf Fahrtüchtigkeit gibt´s keine Schwierigkeiten...)
... nach Imst vor dem Wintereinbruch (bewegen uns noch auf Sommerreifen)! Das Tief ist uns schon auf den Fersen und macht mit strömendem Regen und Windböen auf sich aufmerksam! Also Navi an und los geht´s (rechts fahren!!!)... und stop! Nach zwei Stunden stecken wir im Stau um Brüssel fest ... unter schnell haben wir uns aber was anderes vorgestellt ;-). Da können wir auch gleich eine Pause machen und warten, bis es auf den Autobahnen ruhiger zugeht - also Vollgas durch die Nacht - das heißt in unserem Fall 80 - 90 km/h :-). Dementsprechend sind aus den vom Navi berechneten 9 Stunden Fahrzeit um die 14 Stunden geworden, macht mit den Päuschen zwischendurch genau 24 Stunden. Wir sind zufrieden - haben das Rennen gegen Jürgen (das aktuelle Tiefdruckgebiet heißt so) gewonnen. Imst empfängt uns mit Regenwetter (ja ja, haben schon gehört vom frühlingshaften November - haben wir also verpasst) und einem neuen Kreisverkehr. In Imst werden wir etwa eine Woche Station machen - auf jeden Fall wollen wir noch einen Glühwein beim Weihnachtsmarkt heben... Und dann? Keine Ahnung! :-)