Armins Nachtgeschichten

Die irische Seele

 

Morgen früh ist es nun so weit, nach exakt einem Monat verlassen wir dieses Ei(re)land und somit muss ich auch die Suche nach der irischen Seele abschließen bzw. richtiger gesagt abbrechen und auf den nächsten Besuch verschieben, denn

erstens ist es mir zu spät eingefallen, jeden Iren der mir untergekommen, ist die Frage zu stellen:" What is the irish soul for you?"

zweitens waren die zwei Antworten die ich bekommen habe nicht so wirklich aufschlussreich.

Die erste Antwort gab mir ein alt-ehrenwerter Herr Freddie, Besitzer des gleichnamigen und ebenso bzw. noch viel älter-ehrenwerteren Pub in Caherdaniel. Allerdings fing die Antwort in Mesopotamien an und endete mit den Kelten, welche viel schlauer waren als die Römer, bekannterweise haben die Römer Irland nie betreten oder zumindest nie erobern können, eben!

Daher ist das keltische Erbe auf der Insel auch heute noch so präsent und gut erhalten wie sonst nirgendwo (wobei sich auch die Schotten die Römer recht erfolgreich vom Leibe gehalten haben, beziehungsweise wohl so lästig waren, dass der gute Kaiser Hadrian sich nicht anders zu helfen wusste, als eine Mauer bzw. einen Wall und damit einen Schlussstrich unter das Kapitel Schottland zu ziehen). Leider waren die Nachfolger der Kelten nicht so erfolgreich, die Sasanachs (also die Engländer) in die Schranken zu weisen. Die Schotten heute müssten nicht ständig ein weiteres Unabhängikeitsreferendum inszenieren, welches sowieso zum Scheitern verurteilt ist, da ja viel zu viele stimmberechtigte Sasanachs in Schottland wohnen, und der Ärger, den die Iren mit den Nachbarn von der größeren Insel, welche nicht nur überhaupt nichts keltisches sondern auch noch eine ganz andere Religion haben, ist ja allseits bekannt.

Die zweite Antwort war sehr nett aber für mein Vorhaben auch nicht sonderlich hilfreich: "They are nice!" Später stellte sich heraus, dass der gute Mann Niederländer war. Ahh, daher diese Antwort!

Ach ja, da war doch noch eine klare und unmissverständliche Antwort, besser gesagt es war die Bestätigung auf eine Aussage meinerseits, was die irische Seele betrifft.

Wir waren gerade auf dem Rückweg vom Causeway (die Reste des Basaltsäulendammes, den der Riese Finn Mc Cool (ich liebe diesen Namen) einst gebaut hat, um trockenen Fußes auf die Äußeren Hybriden und Schottland zu gelangen, als uns ein fröhlicher und ja, etwas betrunkener, aber so lovely  junger Mann (übrigens scheinen die Iren betrunken noch netter zu sein als sie nüchter eh schon sind) begegnet und etwas fragt. Wir sind uns bis heute nicht sicher über den Inhalt dieser ersten Frage, wir haben nur Pint (irisches Standardmass für ein Bier) verstanden. Ob er uns gefragt hat ob wir nicht ein Pint für ihn hätten oder ob wir eines wollen bleibt für immer ein Rätsel, vor allem weil selbst am touristischen Hotspot "Giant´s Causeway" keine Pints mit Guinness rumstehen. Im Laufe des sich sehr amüsant entwickelnden Gespräches ging es dann auch hauptsächlich um das ansonsten allseits präsente (nur eben leider noch nicht aus der Steilküste quellende) Guinness. Der junge Mann suchte gerade nach den passenden Worten um uns zu erklären, was dieses schwarze Elixier mit der samtenen Schaumkrone für die Iren ist, als ich spontan sagte: "It's the irish soul!"

Plötzlich Stille. Selbst die See scheint für einen Moment über das gesagte in Ehrfucht zu erstarren, der junge Mann tut es auf jeden Fall. Er sieht mich an, kniet mit tiefer Verbeugung vor mir nieder, steht wieder auf und umarmt mich. So, nun bin ich wohl zum Ehren-Iren geschlagen worden.

So amüsant und skurril die Szene auch gewesen sein mag, in ihr liegt doch etwas von der Antwort auf die Frage nach der "Irischen Seele".


Wir haben die Iren, zumindest die denen wir begegnet sind, in unser Herz geschlossen. Ihre offene Art, einen Fremden einfach so anzusprechen, ganz egal wo, große Stadt oder kleines Dorf, auf der Straße, im Pub, am Strand oder irgendwo im Nirgendwo, sie sind uns immer mit einer warmen, herzlichen und irgendwie freundschaftlichen Art und mit Interesse begegnet. Es waren also neben den landschaftlichen Schönheiten der Insel vor allem die Menschen der Grund, warum wir uns hier so wohl gefühlt haben.

 

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