Columbus - ein Portugiese?

Da steht er, Christophorus Columbus, dem Winde trotzend und in die Ferne schauend,  welcher 1492 für Kastilien (Zentralspanien) Amerika entdeckte, geboren in der Republik Genua (Norditalien) um 1451. 

So haben wir das doch gelernt und das war unser Wissensstand, bis wir vor einer Woche in Cuba vor dem Herrn Seefahrer, also seinem in Bronze gegossenen Abbild (ist das überhaupt sein wahres Abbild?), standen. Aber was macht er bzw. seine Statue in Cuba, also in der portugiesischen Stadt Cuba? Ok, ich hatte mich schon gefragt, ob da nicht irgend eine Beziehung zur gleichnamigen Karibikinsel bestehen könnte, auf das waren wir jedoch nicht gefasst. Sollte das, was wir in der Schule gelernt haben, tatsächlich größtenteils falsch sein? Nun ja, nach unserem Besuch im Cristovao Colon Centre bleibt nur noch gesichert, dass Columbus (ist das überhaupt sein richtiger Name?) gelebt hat,  mit dem Schiff über den Atlantik geschippert ist, in der Karibik war, wieder zurück kam und diese Reise mehrfach wiederholt hat und außerdem zum wahrscheinlich berühmtesten Seefahrer aller Zeiten geworden ist (zumindest in der westlichen Welt, ob zum Beispiel unter anderen die Polynesier das genauso sehen ist mir nicht bekannt). Alles was seine Person und Herkunft betrifft, ja sogar in wessen Auftrag er wirklich handelte, ist mit berechtigtem Zweifel zu betrachten. Die erste Überraschung war, dass es überhaupt Zweifel an der gängigen Geschichtsschreibung über Columbus gibt und das nicht zu knapp und auch nicht erst seit gestern, eher schon seit Ende des 19ten Jahrhunderts. Seither schon streiten sich die Gelehrten und einige Städte um die Herkunft des Seefahrers und es gibt viele Thesen, Entdeckungen, Erklärungen und Zweifel.

 

2011 hat sich das portugiesische Städtchen Cuba mit der Einweihung eines eigenen Informationszentrums in die Diskussion eingebracht. Nach dem Rundgang durch die unserer Meinung nach gut gemachte Ausstellung (viel dokumentierte Information aber nicht so ins Detail gehend, dass man als lediglich interessierter Besucher erschlagen wird) haben wir den Eindruck, dass Cuba recht gute Argumente vorzubringen hat und wer weiß, vielleicht werden ja die Geschichtsbücher irgendwann umgeschrieben oder zumindest mit dem Hinweis versehen, dass es Zweifel gibt.  

 

 

Im Cristovao Colon Centre werden die Ergebnisse der Untersuchungen ausgestellt, welche hauptsächlich von der Associacao Cristovao Colon vorangetrieben wurden und werden.

Dargelegt werden jene Aspekte, welche von der allgemeinen Geschichtsschreibung, warum auch immer, mehr oder weniger ignoriert wurden, eben all das, was nicht ins Bild des Genuesen im Dienste des Königreiches von Kastillien passt.

 

 

Da wäre der Name, welcher in verschiedenen Dokumenten wie den Bullen von Papst Alexander VI als Cristovao Colon auftaucht. Aber auch die Frage, ob Columbus und der portugiesische König Joao II Freunde waren und ob der König eine bestimmte Strategie verfolgte, was die ganze Reise wieder in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Der anscheinend seltsame Halt in Lissabon nach seiner ersten Entdeckungsreise, die Geschichtsschreibung hat die Version mit dem Sturm, der ihn nach Lissabon trieb, akzeptiert, die Logbucheinträge sagen wohl etwas anderes.

 

 

 

Und da wären auch noch die vielen portugiesischen Namen zu erwähnen, nach denen Columbus (Colón) entdeckte Inseln in der neuen Welt benannte, nicht wenige davon Namen von Orten aus dem Alentejo, wie eben auch Cuba.

 

 

 

 

Dies nur ein paar der Rätsel um den Mann, der allgemein als Christphorus Columbus bekannt ist, aber vielleicht Salvador Fernandes Zarco hieß (laut der cubanischen Version) und Cristovao Colon bis Christoph Kolumbus jener Name war, den er sich für eine ganz bestimmte Mission zugelegt hat, wie die neue Interpretation eines Frescos, welches den Heiligen Christophorus darstellt, in einem Kloster in Cuba nahelegt, denn CRISTOFORENS bedeutet lateinisch: "Jener der Christus trägt." 

 

Die Untersuchungen gehen weiter, wie zum Beispiel die DNA Analysen, welche in einer ersten Untersuchung keinen Zusammenhang zwischen Columbus und den in Frage kommenden Familien in Italien, Frankreich und Catalonien bestätigen konnten und nun anscheinend ausgeweitet werden sollen.

Viele weitere Theorien gibt es und neue kommen hinzu, keine ist bisher abschließend gesichert. 

Die Forschung wird also weitergehen...

 

 

Wir fanden es auf jeden Fall interessant und es hat uns daran erinnert, dass, gerade was die Vergangenheit betrifft, aber nicht nur, immer ein "so könnte es gewesen sein" mitschwingen sollte und man gut beraten ist, verschiedenen Seiten zuzuhören und sich selbst ein Bild zu machen.

 

Diese Erkenntnis hat zwar immer schon gegolten, doch momentan ist sie wieder von großer Bedeutung und damit meinen wir nicht nur die Geschichtsschreibung!!!

Die folgenden Bilder sind Ausschnitte von den Tafeln in der Ausstellung im Informationszentrum in Cuba und geben einen kleinen Überblick über den Stand der Dinge, aber auch mit welcher Hingabe und Seriosität die Angelegenheit behandelt wird. Für alle, deren Neugier geweckt ist und die gern noch selber weiter lesen... 

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